24.02.2021 - Die Glücklichen

Viele, die zu BISS kommen, brauchen eine Wohnung, doch die Stiftung hat nur wenige. Deshalb ist es manchmal nicht einfach zu entscheiden, wer als Nächster eine Wohnung beziehen darf.Aber letztlich finden sich immer Mieter, die zur Wohnung passen oder umgekehrt. So war es auch in Starnberg und Karlsfeld.

Die Glücklichen
Sorin Moga und Attila Lakatos

 

Text: Hildegard Denninger
Fotos: Hannes Rohrer

Starnberg: Eine Wohnung (fast) am See

Ja, es ist toll: Wir haben eine Wohnung in Starnberg erworben, dem Landkreis mit der höchsten Millionärsdichte in Bayern, passend zu unserer BISS-Maxime „Zusammenführung der Lebenswelten“. Nicht so toll ist allerdings die Verkehrsanbindung für Nichtmillionäre ohne Auto. Denn die Busse fahren zwar regelmäßig ab 5.24 Uhr, aber um 21.25 Uhr ist Schluss. Deshalb musste eine unserer wohnungslosen BISS-Verkäuferinnen, die wir als Mieterin vorgesehen hatten, absagen. Für sie hätten die Zeiten gepasst, aber nicht für ihren Mann, der als Büro-Reinigungskraft in München arbeitet und pünktlich um 6.00 Uhr morgens beginnen muss. Unsere nächsten Kandidaten waren Herr Moga, ein obdachloser rumänischer BISS-Verkäufer, der mit Herrn Akbar, einem behinderten Kollegen aus Pakistan, eine Wohngemeinschaft eingehen wollte. Es stellte sich aber heraus, dass der Weg von der Bushaltestelle zum Haus zu weit und zu steil war für unseren Rollstuhlfahrer. Also suchten wir weiter nach einem zweiten BISS-Verkäufer ohne Wohnung, der mit Herrn Moga in einer WG leben wollte. Es sollte kein Rumäne sein, damit beide gezwungen wären, sich auf Deutsch zu verständigen. Und es fand sich Herr Lakatos, ein Slowake. Beide kannten sich schon aus dem BISS-Sprachkurs, verstehen sich gut und sind überglücklich, endlich eine bezahlbare Wohnung gefunden zu haben.

Wohnung Innenansicht

Herr Moga hat endlich ein Zimmer für sich allein. Sein Mitbewohner genießt die Ruhe auf der Gartenseite

Wohnung Innenansicht

Sorin Moga und Attila Lakatos: zwei, die sich gut verstehen. Sie teilen sich nicht nur die Wohnküche und den Putz- und Kochdienst, ...

Wohnung Innenansicht

... sondern haben es auch beide gern hübsch und sauber aufgeräumt. „Muss sein!“, sagt Herr Lakatos

Wohnung Innenansicht

Ihn beeindruckt, dass man mit nur einem Knopfdruck alle Lichter ein- und ausschalten kann

Karlsfeld – Gut angebunden

Nachdem die vorigen Eigentümer im August 2019 ausgezogen waren, wurde das Dachgeschoss in Karlsfeld renoviert und modernisiert. Diesmal leitete Herr Hiltl, dem wir zu großem Dank verpflichtet sind, von Hiltl Ingenieurbüro für Bauwesen die Planung und Ausführung. Alles klappte wunderbar, sodass wir die Wohnung ab Februar 2020 an den gemeinnützigen Verein Münchner Freiwillige – Wir helfen e. V. vermieten konnten, der sie wiederum vereinbarungsgemäß untervermietete an eine syrische Flüchtlingsfamilie. Das Paar mit zwei Kindern hatte schon seit mehr als fünf Jahren in Gemeinschaftsunterkünften gelebt, die letzten dreieinhalb Jahre davon in Karlsfeld. In dieser Zeit wurden sie von Frau Waigand vom Helferkreis Dachau und dem Verein Münchner Freiwillige betreut. Für die Familie Alkheld war es ein großes Glück, in Karlsfeld bleiben zu können, denn der 13-jährige Sohn Mohamad geht in die Mittelschule und hat viele Freunde dort und die sechsjährige Ghazal besucht seit September die erste Klasse. Ihr Vater Jehad, dem in Syrien ein Kranunternehmen gehörte, arbeitet nun über eine Zeitarbeitsfirma bei MAN, das nur fünf Minuten entfernt liegt, genau wie die Schulen der Kinder und der S-Bahnhof. Seit auch Ghazal in der Schule ist, kann sich die Mutter mehr um sich kümmern. Sie möchte an einem Deutschkurs teilnehmen, der bis Level C2 geht, damit sie später als Dolmetscherin arbeiten kann.

Das Haus ist noch von zwei sehr netten Eigentümer-Familien bewohnt. Frau Kaffatos aus dem ersten Stock betrachten wir als absoluten Glücksfall. Sie kümmert sich nicht nur um die Hausverwaltung, sondern – verheiratet mit einem griechischen Mann – weiß auch um Vorurteile Migranten gegenüber und hat großes Verständnis für Menschen aus anderen Kulturen.

Wohnung Karlsfeld

Weam Alkheld mit Ghazal (links) und Mohamad, der frisch vom Friseur kam. Ihr Mann Jehad fehlt auf dem Bild, da er vor unserem Fototermin zur Arbeit losmusste

Wohnung Karlsfeld

Zu einer BISS-Wohnung gehören Einbauküche, Dusche oder Bad, Lampen und Vorhänge. Blick in den Garten wie hier in Karlsfeld ist nicht immer garantiert

Wohnung Karlsfeld

Corinna Waigand (r.) betreut die Familie seit fünf Jahren. Sie hat selbst zwei kleine Kinder, hier mit Baby Elisa

Die stiftungseigenen Wohnungen/Appartements auf einen Blick

Zugang 2015:

Das Appartement in Obersendling

Unser erstes Appartement haben wir von einer Gönnerin von BISS gekauft und den Mieter zu gleichen Bedingungen übernommen. Er arbeitet schon viele Jahre in einem gastronomischen Betrieb in München. Bis 2020, als er coronabedingt in Kurzarbeit gehen musste, konnte er von seinem Lohn die Miete und Lebenshaltungskosten bezahlen und auch seine Frau und seine drei Kinder im Senegal unterstützen. Mit dem Kurzarbeitergeld und ohne Trinkgeld wurde es finanziell sehr eng und das Leben schwierig für ihn. Weshalb wir ihn als Bürger in sozialen Schwierigkeiten 2020 in den Kreis der von uns betreuten Mieter aufnahmen.

Zugang 2016:

Die 3-Zimmer- Wohnung in Solln

Sie konnten wir ebenfalls von einer Gönnerin von BISS erwerben und nach einer Sanierung unsere erste BISS-Wohngemeinschaft (wir berichteten) darin unterbringen. Seitdem wohnen immer drei BISS-Verkäufer dort. Eigentlich sind die Mietverträge befristet, aber nur einer der Herren konnte 2017 ein eigenes Appartement anmieten. Die anderen beiden WG-Bewohner sind noch da und verstehen sich auch gut mit dem dritten, der 2017 dazukam.

Zugang 2017:

Das Appartement in Sendling/Westpark

Dieses Appartement hat der Verein BISS 2013 von einem Geschwisterpaar geschenkt bekommen. Der langjährige Mieter wurde zu gleichen Bedingungen übernommen, was ganz im Sinne der Schenkenden war. 2017 wurde die Immobilie mit ihrer Zustimmung auf die Stiftung BISS übertragen.

Zugang 2017:

Das Appartement in Berg am Laim

Wie die Wohnung in Solln ist dieses Appartement eigentlich befristet vermietet, in der Hoffnung, für unsere Verkäuferin dauerhaft außerhalb von BISS eine Wohnung zu finden. Die Hoffnung wurde bislang nicht erfüllt, deshalb wohnt hier seither die vormals obdachlose Frau mit kleinem Hund und häufig genutzter Waschmaschine.

Zugang 2017/Umwidmung 2020:

Das Dachgeschoss in Karlsfeld

Diese Wohnung wurde bis zum Umzug in ihr neues Haus im Sommer 2019 von den vorigen Eigentümern bewohnt. Nach Renovierung und Modernisierung der Wohnung zog im Februar 2020 die vierköpfige syrische Flüchtlingsfamilie Alkheld ein (siehe BISS-Magazin Januar 2021 S. 20/21).

Zugang 2019:

Die 2-Zimmer- Wohnung in Laim

In der Januar-Ausgabe 2020 berichteten wir vom Umzug einer BISS-Verkäuferin, die zusammen mit ihren betagten Eltern und vier weiteren Personen bei Verwandten in einer 2-Zimmer- Wohnung gelebt hatte. Beide Eltern sind gesundheitlich angeschlagen, deshalb ist die Familie glücklich, hier in Laim endlich ein Zuhause gefunden zu haben.

Zugang 2020:

Die 2-Zimmer- Wohnung in Starnberg

Diese Wohnung ist ein Sonderfall. Sie gehört uns für circa 50 Jahre, danach geht sie wieder in das Eigentum der Stadt Starnberg über. Wie wir nach langer Suche die „richtigen“ Mieter für die 2-Zimmer-Wohnung gefunden haben, lesen Sie im BISS-Magazin Januar 2021 auf S. 18/19.

 

Und was gibt’s sonst noch?

Stiftung BISS

Von oben nach unten: Susanne Kaffatos vom ersten Stock, Giovanna Runggaldier und Hildegard Denninger von der Stiftung BISS sowie Ralph Gruber vom Verein Münchner Freiwillige – Wir helfen e. V.

Wir konnten 2020 leider nur ein Projekt fördern, da Covid-19 viele Ausbildungs- und Qualifizierungsprojekte zum Stillstand gebracht hat. Aber wir stehen weiter zur Unterstützung bereit. Im vergangenen Frühjahr haben wir endlich einen kleinen Raum für die Stiftung in einer Bürogemeinschaft gefunden. Sitz und Postadresse bleiben beim Verein BISS e. V. in der Metzstraße, mit dem wir weiterhin eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Im neuen Büro gibt es ebenfalls viele nette Menschen und hilfsbereite IT-Fachleute (danke Josh!). Hierher komme ich gern etwa drei Tage die Woche, dann bleibt noch genug Zeit für mein Leben als Rentnerin, für Enkel- und Nachbarskinder, Verwandte und Freunde, für Lesen, Schreiben, Radfahren und Spazierengehen. Ich habe ein schönes Leben. Aus diesem Grund versuche ich, das meine dazu zu tun, damit andere Menschen, die nicht so viel Glück hatten, es auch schön haben. Das meine reicht aber nicht, es kann nur etwas werden, wenn Sie und andere das ihre dazu tun. So, wie Sie es bisher getan haben oder noch tun wollen. Dann können wir armen Menschen in unserem Umfeld zu einer Wohnung und einem besseren Leben verhelfen.

Was wir bisher gemeinsam geschafft haben und wie Sie uns weiterhin unterstützen können, lesen Sie in dem Infokasten weiter unten. Die Covid-19-Zeiten sind für niemanden leicht, aber für wohnungslose, von Armut und Ausgrenzung betroffene Menschen sind sie furchtbar. Deshalb lassen Sie uns gemeinsam weitermachen, so wie bisher oder noch ein bisschen mehr!

Wie kann man die Stiftung beim Kauf von geeigneten Immobilien zur Versorgung und Betreuung armer, ausgegrenzter Menschen unterstützen?

  • mit Spenden, die zum Kauf beitragen
  • mit Schenkungen
  • mit einem moderaten Kaufangebot für eine Wohnung oder ein Appartement, das die Stiftung bezahlen kann
  • mit einem Kaufangebot für eine Wohnung oder ein Appartement zum marktüblichen Preis, das die Stiftung mit einer Spendenquittung begleichen kann

Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft

Stiftung BISS
IBAN: DE12 3702 0500 0008 8727 00
BIC: BFSWDE33XXX

www.stiftungbiss.de
info@stiftungbiss.de
Telefon über BISS e. V.:
089 332033 / Frau Denninger

Zweck der gemeinnützigen und mildtätigen Stiftung BISS sind die Förderung der Wohlfahrtspflege sowie die Ausbildung und Qualifizierung von Menschen in sozialen Schwierigkeiten und die Durchführung und Unterstützung von Projekten und Maßnahmen, die der Betreuung sowie der Integration dieser Menschen in die Gesellschaft dienen … Die Zwecke werden insbesondere verwirklicht durch Unterstützung der Zielgruppe bei der Beschaffung von geeignetem Wohnraum und Hilfestellung bei der Lebensgestaltung.

Bisher beschaffter Wohnraum:

Stiftungseigene Wohnungen: 7
BISS-eigenes Haus: 1
Angemietete Wohnungen: 11
Wohnplätze insgesamt: 40

Die Stiftung BISS braucht Ihre Unterstützung.
Nur gemeinsam können wir etwas bewegen.

Vorstand:

Hildegard Denninger (Vorsitzende),
Dr. Giovanna Runggaldier

Stiftungsrat:

Richard Matzinger (Vorsitzender),
Dipl.-Ing. Bert Kühnöhl,
Prof. a.D. Dr. Joachim Braun