20.02.2025 - Wunderbare Fügungen
Der Glücksfall ereignete sich im Dezember 2023, als die BISS-Januar-Ausgabe 2024 schon gedruckt war, sodass wir nicht mehr davon berichten konnten. Da ist es gelungen, in enger Kooperation mit dem Münchner Amt für Wohnen und Migration einer fünfköpfigen wohnungslosen Familie noch vor Weihnachten ein eigenes Zuhause zu bieten. Nach dieser Erfahrung wissen wir: Wenn Menschen und Ämter und Menschen in Ämtern gut zusammenarbeiten, passiert viel Schönes.

Text: Hildegard Denninger
Fotos: Hannes Rohrer
Das Weihnachtswunder
Die Geschichte der Wohnung in Haidhausen ist wechselvoll – erst ging es ganz langsam an, aber dann, aber dann! Der Erwerb dieser Wohnung zum Marktpreis war möglich, weil der Verein BISS 2022 zusammen mit einem anderen gemeinnützigen Verein die Wohnung geerbt hatte und der Stiftung BISS seine Hälfte überließ. Da die Miterben das Geld, BISS aber die Wohnung wollte, bestand zwischen den Erben Einvernehmen: Die Stiftung machte dem Testamentsvollstrecker ein Angebot zum Kauf, das dieser jedoch als zu niedrig ablehnte. Er bot die Wohnung über einen mit ihm befreundeten Immobilienmakler im Internet für weit über eine Million Euro zum Kauf an.


Dieses maßlos überhöhte Angebot musste er sukzessive nach unten korrigieren, bis es dann in die Nähe des Preises kam, den die Stiftung schon ursprünglich hatte bezahlen wollen. Darüber war ein ganzes Jahr vergangen, in dem die Wohnung einfach leer stand – uns hat das Herz geblutet! Nachdem wir im Juli 2023 das Geld überwiesen hatten, renovierten wir die Wohnung, bauten eine Küchenzeile und ein neues Bad ein. Beim Einbau des Bades im ersten Stock kam es zu einem Wasserschaden im Erdgeschoss, was die Renovierung wiederum verzögerte. Aber Anfang November war alles fertig.

Da die Wohnung etwas mehr als 90 Quadratmeter hatte und BISS keine Familie, schlossen wir – wie schon 2023 für eine andere Wohnung – einen Belegbindungsvertrag mit der Landeshauptstadt München. Danach wurden uns zehn Familien zur Auswahl gestellt, die die Kriterien für eine Sozialwohnung erfüllten und besonders dringend Wohnraum brauchten.
Am 7. Dezember war der Besichtigungstermin für die potenziellen Mieter. Neun Familien mussten wir enttäuschen, aber eine konnten wir glücklich machen. Wir entschieden uns für eine junge fünfköpfige somalische Flüchtlingsfamilie. Der Mann arbeitete bei einem Sicherheitsdienst, die Frau befand sich noch in Elternzeit. Da alle Beteiligten wollten, dass die Familie in der neuen Wohnung Weihnachten feiern kann, arbeiteten die zukünftigen Mieter, die Sozialarbeit und wir eng mit den Behörden zusammen, damit der Mietvertrag unterschrieben werden und die Familie am 15. Dezember 2023 einziehen konnte. Dass das alles in acht Tagen abgewickelt werden konnte, grenzt allein schon an ein Wunder. Aber es ist noch nicht alles.


Genau zur gleichen Zeit meldete sich die Münchner Design- und Möbelfirma Kaerly bei BISS, die mit ihren Mitteln Bedürftigen helfen und BISS unterstützen wollte. Nach einem Gespräch über die junge Familie, die gerade in eine schöne, aber noch weitgehend leere Wohnung einzog, machte das Unternehmen folgendes Angebot: „Wir als Unternehmen Kaerly möchten mit ehrenamtlichem Support und finanzieller Unterstützung einen nachhaltigen Beitrag leisten.“ Und das taten sie: Sie spendeten 5.000 Euro für den Möbelkauf und waren mit ihren Leuten vor Ort, um die Familie zu beraten, mit ihnen einzukaufen und die Möbel aufzubauen. Am 24. Dezember waren tatsächlich die wichtigsten Sachen da: die Waschmaschine, die Betten, ein Schrank, ein Tisch und vier Stühle. Und Frau A. schaute uns glückstrahlend an und sagte: „Hier ziehe ich erst wieder aus, wenn ich tot bin.“ Dieses Weihnachtsfest haben wir BISSler, die Familie A., die Firma Kaerly und, ich bin mir sicher, auch alle beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Amt für Wohnen und Migration, insbesondere der Fachbereich Gesamtplanung Wohnen, der das Belegrechtsprogramm verantwortet, mit einer tiefen Freude im Herzen gefeiert. Alle haben sich nach besten Kräften eingesetzt und so dieser jungen Familie, die hart arbeitet, um keine öffentlichen Gelder in Anspruch nehmen zu müssen, ein Weihnachtsfest im eigenen Zuhause ermöglicht. Die jungen Leute wollen dem Land, das sie und ihre Kinder aufgenommen hat und ihnen eine Zukunft bietet, etwas zurückgeben. Der Mann arbeitet weiterhin im Sicherheitsdienst, die Frau hatte ihre Ausbildung als Kinderpflegerin und Erzieherin wegen der Elternzeit unterbrochen, sie aber im Oktober 2024 wieder begonnen. Sahiir wurde im Herbst eingeschult, Safa hat einen Platz in der Kita und Baby Zayn einen in der Krippe. Die Familie ist glücklich und wir auch, denn wir brauchen einander dringend!
Was lange währt

Anfang 2024 kontaktierte uns die Eigentümerin einer Wohnung in Solln, die im selben Haus wohnte, in dem seit 2016 drei BISS-Verkäufer in einer Wohngemeinschaft leben. Frau B. äußerte sich sehr positiv über unsere Mieter: „Sie grüßen freundlich, sind nie schlecht gelaunt …“ Und deshalb wollte sie auf unser Gespräch von vor Jahren zurückkommen, in dem ich erwähnte, dass wir immer auf der Suche nach bezahlbaren Wohnungen sind. Sie lebt nun bei ihrem Partner und wollte die Wohnung verkaufen. In der circa 60 Quadratmeter großen 3-Zimmer-Wohnung konnte leicht eine vierköpfige Familie untergebracht werden. Die komplett eingerichtete Küche, das Bad und die Parkettböden waren relativ neu, alles gut in Schuss, Maklergebühr war keine zu zahlen – und so wurden wir handelseinig, gingen zum Notar und bekamen Ende Mai die Schlüssel ausgehändigt.


Für diese Wohnung hatten wir von Anfang an eine Familie mit zwei Kindern aus Eritrea im Blick, die seit Jahren in einem kleinen Appartement in einer Unterkunft wohnte. Sie war unter den zehn Familien, die schon Anfang 2023 vom Sozialreferat für unsere 3-Zimmer-Wohnung in Schwabing zur Belegung vorgeschlagen worden waren. Diese Wohnung hatten wir als erste Belegrechtswohnung der Stadt München für 15 Jahre überlassen. Damals kam eine Familie zum Zug, die lange zu fünft auf 30 Quadratmetern gelebt hatte (wir berichteten in der Januar-BISS 2024), aber wir haben uns die Unterlagen der Eritreer zurückbehalten und ihnen versprochen, dass wir an sie denken, wenn wir wieder zu einer größeren Wohnung kommen sollten. Ich weiß nicht, ob sie uns damals geglaubt haben, aber es hat sie ein bisschen getröstet.


Als wir Herrn I. dann im Februar 2024 kontaktiert und ihm und seiner Frau die Wohnung gezeigt hatten, waren beide überglücklich. Wir haben sie deshalb als „Vermieter-Vorschlag“ beim Sozialreferat der Landeshauptstadt München angemeldet, wo nach Überprüfung der Unterlagen das Okay gegeben wurde und der Mietvertrag abgeschlossen werden konnte. Bei der Schlüsselübergabe Ende Mai waren dann auch die Kinder Ruth (7) und Bernabas (9) dabei, die um die Wette strahlten und bei Bedarf übersetzten. Die beiden Kinder besuchen nun seit September die Grundschule, die nur fünf Gehminuten entfernt ist. Der Vater arbeitet als Altenpflegehelfer, die Mutter als Betreuungshelferin. Das freundliche Wesen des sympathischen Ehepaares wird den alten und betreuten Menschen sicher gefallen. So schließt sich erst mal der Kreis: Die Flüchtlinge haben eine Wohnung gefunden, in der sie bleiben können. München hat dringend benötigtes Pflegepersonal dazugewonnen. Und es gehen zwei aufgeweckte Kinder hier zur Schule und freuen sich auf die Zukunft. Gute Aussichten für uns alle!

Die 16 stiftungseigenen Wohnungen auf einen Blick
Zugang 2015:
Das Appartement in Obersendling
Unsere allererste Wohnung haben wir von einer Gönnerin von BISS gekauft und den Mieter, den wir jetzt auch betreuen, zu gleichen Bedingungen übernommen.
Zugang 2016:
Die 3-Zimmer- Wohnung in Solln
Diese Wohnung konnten wir ebenfalls von einer BISS-Gönnerin erwerben und darin nach einer Sanierung unsere erste BISS-Wohngemeinschaft unterbringen. Eigentlich sind die Mietverträge befristet, aber nur einer der Herren konnte 2017 ein eigenes Appartement anmieten, sodass ein anderer obdachloser BISS-Verkäufer das Zimmer beziehen konnte
Zugang 2017:
Das Appartement in Sendling/Westpark
Diese Schenkung hat der Verein BISS 2013 von einem Geschwisterpaar erhalten. Der langjährige Mieter wurde zu gleichen Bedingungen übernommen. 2017 wurde die Immobilie mit ihrer Zustimmung auf die Stiftung BISS übertragen.
Zugang 2017:
Das Appartement in Berg am Laim
Wie die Wohnung in Solln wurde dieses Appartement befristet vermietet, in der Hoffnung, für unsere Verkäuferin dauerhaft außerhalb von BISS eine Wohnung zu finden. Die Hoffnung wurde bislang nicht erfüllt.
Zugang 2017/Umwidmung 2020:
Das Dachgeschoss in Karlsfeld
Diese Wohnung wurde bis zum Sommer 2019 vereinbarungsgemäß von den bisherigen Eigentümern bewohnt. Nach der Renovierung zog im Februar 2020 eine vierköpfige syrische Flüchtlingsfamilie ein, die schon einige Jahre in einer Unterkunft in Karlsfeld gelebt hatte.
Zugang 2019:
Die 2-Zimmer-Wohnung in Laim
Hier hat eine BISS-Verkäuferin zusammen mit ihren betagten Eltern ein Zuhause gefunden. Sie sind aus einer 2-Zimmer- Wohnung, die sie sich mit sieben Personen teilten, „ins Paradies umgezogen“.
Zugang 2020:
Die 2-Zimmer- Wohnung in Starnberg
Die Stiftung ist nur Eigentümerin der Wohnung, Grund und Boden gehen nach etwa 50 Jahren in den Besitz einer Firma über, an die die Stadt Starnberg das Erbbaugrundstück verkauft hat. Die Wohngemeinschaft besteht aus zwei BISS-Verkäufern, die auch nach Dienstschluss Deutsch üben können, denn ihre Muttersprachen sind Slowakisch und Rumänisch.
Zugang 2021:
Die 2,5-Zimmer-Wohnung in Martinsried
Diese Wohnung haben wir der Großzügigkeit einer Gönnerin von BISS zu verdanken. Sie verkaufte uns die Wohnung zum Marktpreis, wir mussten aber nur 25 % bezahlen und durften den Rest mit einer Spendenquittung begleichen. Die Mieter haben wir zu den alten Bedingungen übernommen.
Zugang 2021:
Das Appartement in Laim
In die zweite Wohnung, die wir in Laim erwerben konnten, ist ein BISS-Verkäufer eingezogen, der zuvor lange in einer Pension gelebt hatte.
Zugang 2022:
Die 4-Zimmer-Wohnung in Hadern
Diese Wohnung war Teil der Erbschaft, die wir Anfang 2022 erhalten haben (siehe Artikel S. 22). Die Mieter, eine Familie, die schon seit 2015 dort wohnte, wurden zu gleichen Bedingungen übernommen.
Zugang 2022:
Das Appartement in Berg am Laim
Dieses Appartement hatte der Verein BISS 2015 von einer Unterstützerin angemietet, es hergerichtet und untervermietet an einen BISS-Verkäufer. Die Eigentümerin hatte damals versprochen, das Appartement später an die Stiftung BISS zu verkaufen. Sie hat Wort gehalten! Der Verkäufer hat jetzt einen festen Arbeitsplatz anderswo, aber er bleibt weiterhin Mieter.
Zugang 2022:
Die 2-Zimmer-Wohnung in Sendling
Ende 2022 konnten wir noch eine Wohnung in Sendling erwerben, die wir, wie schon unsere Wohnung in Karlsfeld, an den Verein Münchner Freiwillige – Wir helfen e. V. vermieteten, der darin 2023 eine Flüchtlingsfamilie aus Afghanistan unterbrachte.
Zugang 2023:
Die 3-Zimmer-Wohnung in Schwabing
Diese große Wohnung, die uns dankenswerterweise ein Ehepaar geschenkt hat, haben wir der Stadt München zur Belegung überlassen. Mit der Landeshauptstadt haben wir dazu einen Belegbindungsvertrag geschlossen. Die ersten Mieter, eine fünfköpfige Familie aus Albanien, zog im Juni 2023 glückstrahlend ein.
Zugang 2023:
Die 3-Zimmer-Wohnung in Au-Haidhausen
Diese Wohnung mit fast 100 Quadratmetern konnten wir erwerben, weil der Verein BISS e. V. die Hälfte der Wohnung geerbt hatte und seinen Anteil an die Stiftung BISS weitergab. Da sie zu groß ist für Wohnungssuchende in unserem Umfeld, wurde sie ebenfalls ins Belegrechtsprogramm der Stadt München aufgenommen.
Zugang 2024:
Die 3-Zimmer-Wohnung in Solln
Angeboten wurde uns die Wohnung, weil im selben Haus seit 2016 drei BISS-Verkäufer leben und die WG bei allen Hausbewohnern wohlgelitten ist. Da wir direkt bei der Eigentümerin kaufen konnten, mussten wir keine Maklergebühr bezahlen. Auch diese Wohnung wurde wegen ihrer Größe in das Belegrechtsprogramm der Stadt München aufgenommen und ist seit Juni 2024 an eine vierköpfige Familie vermietet.
Zugang 2024:
Das Appartement in Fürstenried
Dieses Appartement haben wir den Freunden & Gönnern der Straßenzeitschrift BISS mit zu verdanken, denn ein Teil des Kaufpreises wurde bezahlt mit dem Erlös aus der Versteigerung von Bildern bei der Jubiläumsfeier „30 Jahre BISS“ (wir berichteten in BISS 10/24). Herr Radu, ein vormals obdachloser BISS-Verkäufer, hat hier seine Heimat gefunden.
Wie kann man die Stiftung beim Kauf von geeigneten Immobilien zur Versorgung und Betreuung armer, ausgegrenzter Menschen unterstützen?
- Mit Spenden, die zum Kauf beitragen
- Mit Schenkungen, Vermächtnissen, Erbschaften
- Mit einem moderaten Kaufangebot für eine Wohnung oder ein Appartement
- Mit einem Kaufangebot für eine Wohnung oder ein Appartement zum Marktpreis, das die Stiftung ganz oder teilweise mit einer Spendenquittung begleichen kann
Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft
Stiftung BISS, Konto-Nr. 8872700, BLZ: 370 205 00
IBAN: DE12 3702 0500 0008 8727 00
BIC: BFSWDE33XXX
www.stiftungbiss.de
info@stiftungbiss.de
Stiftung BISS, Metzstraße 29, 81667 München
Telefon über BISS e. V.:
089 332033 / Frau Denninger
Mobil: 0160 4424367
Zweck der gemeinnützigen und mildtätigen Stiftung BISS sind die Förderung der Wohlfahrtspflege sowie der Ausbildung und Qualifizierung von Menschen in sozialen Schwierigkeiten und die Durchführung und Unterstützung von Projekten und Maßnahmen, die der Betreuung sowie der Integration dieser Menschen in die Gesellschaft dienen … Die Zwecke werden insbesondere verwirklicht durch Unterstützung der Zielgruppe bei der Beschaffung von geeignetem Wohnraum und Hilfestellung bei der Lebensgestaltung.
Bisher beschaffter Wohnraum
Stiftungseigene Wohnungen: 16
BISS-eigenes Haus: 1
Angemietete Wohnungen: 10
= Wohnplätze für insgesamt 76 Personen
Vorstand:
Hildegard Denninger (Vorsitzende),
Dr. Giovanna Runggaldier
Stiftungsrat:
Richard Matzinger (Vorsitzender),Dipl.-Ing. / M.Eng. Hubert Anneser,
Prof. Dr. Joachim Braun